Das Netzwerk Nachhaltige Wissenschaft (NNW) entstand im Mai 2024 im Zuge des Protests gegen das (novellierte) Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) aus der Initiative #ProfsFuerHanna. Wir wollen unsere privilegierte Position als Professor*innen nutzen, um Missstände in der Wissenschaftsorganisation und Hochschulpolitik zu benennen und zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten. Wie andere bereits bestehende Initiativen fordern wir die Akteure der Wissenschaftspolitik auf, die Expertise der wissenschaftlichen Community ernst zu nehmen und die vielen durchdachten Vorschläge zu einer dringend nötigen Reform des deutschen Wissenschaftssystems aufzugreifen, anstelle sie – wie jüngst bei der Novellierung des WissZeitVG – zu ignorieren.
Profs, die sich dem Netzwerk anschließen wollen, können gerne mit Angabe ihrer Universität und Disziplin an kontakt@netzwerk-nachhaltige-wissenschaft.de schreiben.
Neuigkeiten
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Fragen zur Exzellenzstrategie und die Antworten
Anlässlich der aktuellen Runde der Exzellenzstrategie haben wir am 9. September 2024 einen Katalog mit kritischen Fragen zu dem Programm an die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), den Wissenschaftsrat (WR) sowie die…
Support für das Netzwerk
Ich unterstütze das Netzwerk Nachhaltige Wissenschaft, weil…

…die Universitäten und Hochschulen keine Produktionshallen für „Humankapital“ sein dürfen, sondern Kristallisationskerne für eine demokratische und aufgeklärte Diskurskultur in unserer Gesellschaft bilden sollten.

….ich als prekär beschäftigter Wissenschaftler jahrelang ständig auf meinen nächsten Vertrag warten musste und immer auf der Suche nach honorierten Nebentätigkeiten war. Und jetzt als Professor viel Zeit in die Unterstützung prekär beschäftigter Kolleginnen und Kollegen investiere, die sich von Stipendium zu befristeter Halbzeitstelle hangeln müssen. All diese Zeit und Kraft wäre in Forschung und Lehre viel sinnvoller eingesetzt.

… es einen grundlegenden Wandel der Beschäftigungsverhältnisse und der Arbeitskultur in German academia braucht. Ich setze mich im Netzwerk für gute und langfristige Perspektiven für die Forschenden und Lehrenden ein, gegen die bisherige strukturelle Prekarisierung in Forschung und Lehre. Wenn uns das nicht gelingt, sind nicht nur Exzellenz und die hervorragende Qualität von Forschung und Lehre bedroht, sondern – durch strukturelle Drittmittel- und Publikationsturboabhängigkeit – auch die Wissenschaftsfreiheit. Das Netzwerk versammelt progressive, zukunftsgerichtete, innovative und plurale Perspektiven. Wir können uns hier austauschen, auch kontrovers, miteinander lernen und Reformen anstoßen anstatt nur den professoralen Status Quo zu verteidigen.

…das deutsche Wissenschaftssystem viele Baustellen hat und ein professorales Netzwerk die Arbeit daran mitgestalten sollte. Mein Ziel sind insbesondere bessere Arbeitsbedingungen an der Universität und der Abbau von Hierarchien. Das NNW bietet all dem eine Anlaufstelle.

…ich nicht in einem Arbeitskontext arbeiten möchte, in dem Machtmissbrauch, Mobbing und sexualisierte Gewalt geduldet und verschwiegen werden. Ich wünsche mir eine Universität, an der sich Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Herkunft ihrem Studium und ihrer Forschung widmen können und sich dabei wohl und sicher fühlen. Um dies zu erreichen, braucht es eine Begrenzung professoraler Machtfülle, weniger Abhängigkeit und mehr demokratische, inklusive und gerechte Entscheidungsstrukturen.

… eine Reform des deutschen Wissenschaftssystems her muss – und zwar eine grundlegende. Denn sonst ist die Wissenschaft nicht mehr attraktiv für Early Career Researchers, und das zu Recht. Wieso soll ich mich als gute Wissenschaftlerin in ein entmündigendes, Ressourcen verschleuderndes System begeben? Ich bin als Professorin mehr damit beschäftigt, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu managen als Papers zu schreiben. Das kann man nur mit einer grundlegenden Reform anpacken, die entfristete Stellen für Forschung, Lehre und die so genannte Selbstverwaltung schafft und es auch ermöglicht, individuelle Schwerpunkte zu setzen. Es kann nicht sein, dass eine exponentiell weiterwachsende Selbstverwaltung Forschung und Lehre auffrisst.


… ich voller Überzeugung Wissenschaftlerin bin. Und mir zugleich große Sorgen um die Zukunft dieses wichtigen Denk-, Arbeits-, Gesellschafts- und Lebensbereichs mache. Die Probleme sind gravierend: Unterfinanzierung und Überlastung, prekäre und ungerechte Arbeitsbedingungen, ein absurdes Drittmittelsystem, strukturell geförderter und systematisch ignorierter Machtmissbrauch. Hinzu kommt sehr aktuell die Sorge vor Beschränkungen der Wissenschaftsfreiheit. Das NNW setzt sich für eine akademische Landschaft ein, in der es fair zugeht und die kreative Arbeit möglich macht. Was wir dafür brauchen, sind neue Beschäftigungsstrukturen, andere Finanzierungsformen und eine veränderte Wissenschaftskultur. Was wir nicht brauchen, ist ein „weiter so“ und ein Beharren auf vermeintlichen Privilegien und Traditionen.

…es mir wichtig ist, dass die Wissenschaft als Arbeitsfeld nachhaltiger und zukunftsfähiger wird. Dazu gehören gute Arbeitsbedingungen für alle sowie klare, planbare Karrierewege, die – wie es andere Länder zeigen – auch unabhängig von einer Professur möglich sein können. Es braucht die Möglichkeit echter Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Außerdem flachere Hierarchien und den Abbau falscher Anreizstrukturen, um Machtmissbrauch zu verhindern und gute Wissenschaft zu fördern. Es ist ein langer Weg, aber wir können Schritte in die richtige Richtung machen.

…ich das Prinzip „Dauerstellen für Daueraufgaben“ flächendeckend umgesetzt sehen möchte. Ich möchte akademischen Mitarbeitenden Perspektiven bieten können, die nicht nur im Falle einer Berufung als gelingend empfunden werden. Dabei ist mir wichtig, dass es eine gute Passung zwischen unterschiedlichen Stellenformaten und dem Wissenschaftsbetrieb gibt. Zukunftsangst ist keine gute Voraussetzung für Höchstleistungen.

…ich der Überzeugung bin, dass die Ordinarien abgeschafft werden müssen. Auch wenn es sie offiziell seit langem nicht mehr gibt, wirkt in der akademischen Praxis die Hierarchie zwischen Professur und Mittelbau letztlich zum Nachteil beider. Zudem empört mich die globalisierte Kapitalisierung des wissenschaftlichen Publikationswesens. Die Gewährleistung der Zirkulation wissenschaftlichen Wissens gehört in die Hand der Wissenschaft.

…sich seit meiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent die Situation insbesondere für den Nachwuchs nicht verbessert, sondern sogar weiter verschlechtert hat. Die Bedingungen für wissenschaftliches Arbeiten, eine wissenschaftliche Karriere und wissenschaftliche Kreativität sind in Deutschland grotesk schlecht geworden. Regierung nach Regierung hat dabei versagt, den Wissenschaftsstandort Deutschland und die schlichte Lebenssituation für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland auf eine vernünftige Grundlage zu stellen. Die Ministerien auf Bundes- und Landesebenen scheinen selten unwillig oder unfähig, sinnvolle Rahmenbedingungen für nachwuchsgerechtes, wissenschaftliches Arbeiten herzustellen. Darum müssen wir uns alle für nachhaltigere Strukturen einsetzen.

…ich dazu beitragen möchte, Beschwerde- und Anzeigestrukturen für von Machtmissbrauch Betroffene an Universitäten zu schaffen. Ich habe erlebt, wie motivierte, sehr kompetente ECR die Uni verließen, weil sie die Situation, der sie ausgesetzt waren, nicht mehr mittragen wollten oder einfach nur erschöpft waren. Die Machtausübenden sind jedoch geblieben. Junge motivierte Menschen zu verlieren, ist alles andere als nachhaltig.

…die Wissenschaft in Deutschland besser sein könnte, wenn wir nachhaltigere Strukturen schaffen und Hierarchien abbauen.

…ich mich als Professorin mit weitreichenden Privilegien wie faktische Unkündbarkeit, gutes Gehalt, Ausstattung mit Stellen, breite Vernetzung sowie Systemwissen in der Pflicht sehe, meinen Beitrag zu einer Reform des Wissenschaftssystems zu leisten. Die aktuell vorherrschenden prekären Arbeitsverhältnisse im Mittelbau zusammen mit fehlender Kontrolle und Verantwortungsbewusstsein der Führungsebene schaden der Wissenschaft, indem sie wissenschaftliche Integrität untergraben und es schwierig machen, risikoreiche und langfristige Projekte zu verfolgen. Auch wenn ich als Professorin dafür einen Teil meiner Machtfülle abgeben muss, hoffe ich, gemeinsam mit dem Netzwerk darauf hinzuwirken, unser Wissenschaftssystem zum Besseren zu verändern.
